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"Liebe, was du lebst."

"Liebe, was du lebst."

Meine Lebensgeschichte

„Ich bin kein Opfer, sondern Schöpfer.“

Petra Nießen

Meine Geschichte fängt unschön an, aber alle Stationen meines Lebens führten dazu, dass ich heute liebe, was ich lebe. Hier nun Ausschnitte meiner Lebensgeschichte:

Ein Bild, das ich immer wieder vor Augen habe: mich als kleines Mädchen, das lachend durch die Gegend hüpft mit so viel Liebe im Herzen. Wieso blieb es nicht dabei? Von einer Sekunde auf die andere änderte sich alles. Der sexuelle Missbrauch trat in mein Leben: mein kleiner Körper erstarrte. Ich wollte und konnte den Schmerz nicht fühlen, machte mich bewusstlos und taub gegenüber jeglicher Empfindung. So verstummte auch die Stimme der Liebe in mir. Die Wahrheit blieb in meinem Inneren gefangen. Ich durfte und konnte nicht darüber reden, damit ich überlebte. Stattdessen ging ich ins Vergessen.

Ich machte es mir in meiner Scheinwelt bequem: ging zur Schule, machte meine Ausbildung, studierte, heiratete, bekam Kinder, wurde geschieden, lebte neue Beziehungen, machte Karriere. In all diesen Lebensphasen suchte ich unbewusst als bedürftiger Mensch im Außen die Liebe. Ich merkte nicht, dass ich Bedürftigkeit mit Liebe verwechselte und mich dabei immer wieder selbst verletzte, aber auch andere Menschen – privat und beruflich. Ich fand keinen Halt.

Viele weitere seelische Verletzungen folgten und machten mich krank. Zu den Wunden des sexuellen Missbrauchs kamen weitere wie Mobbing, narzisstischer Missbrauch und hierarchischer Macht-Missbrauch hinzu. Immer wieder neuer Schmerz und die Mauern um mein Herz wurden immer dicker. Lange Zeit erkannte ich nicht, dass ich als erwachsener Mensch das Ruder für ein besseres Leben selbst in der Hand habe und ein Versöhnen der Schlüssel hierzu ist.

Das erkannte ich erst, als ich nicht mehr funktionieren konnte, lähmende Ängste hochkamen, ich zusammenbrach und es erneut um mein Überleben ging. Ich erinnerte mich. Zunächst unbewusst, dann bewusst, machte ich mich auf den Weg, mein Selbst und die dazugehörige Liebe wieder zu entdecken. Es begann mein innerer Prozess der Heilung. Was geschah, als ich mich selbst erkannte, ist eine unglaubliche Geschichte, die niemals enden wird.

Als ich das Schubladendenken sein ließ, stieg ich aus dem bestehenden System aus und staunte: Plötzlich war wieder alles Liebe. Ich ließ Kriege, Kriege sein, im Großen wie im Kleinen. Ich hörte auf meine Herzensstimme, die mir meine nächsten Schritte zuflüsterte. Ich stieg aus dem System aus, indem ich nicht mehr selbst missbrauchte und den eigenen Missbrauch in mir beendete. 

Nun stand ich da, alles war erst einmal leer. Jetzt ging es darum, das Leere zu befüllen. Es gab keine Vergangenheit mehr und keine Zukunfts-Szenarien. Ich erkannte, dass ich die Leere in mir nur im Hier und Jetzt befüllen konnte. Ich filterte meine Gedanken in „richtig“ und falsch“ und ging meine Schritte, die für mich bestimmt waren. Alle anderen Menschen durften so bleiben. Ich stieg aus, aus einem System der Verurteilungen und Rollenverteilungen. Die Demut zog ein. Die Demut vor allem zu dem, was vor mir lag. 

Mein eigenes System musste erst einmal runterfahren. Damit ein System entstehen konnte mit neuen Schritten. Denn es ging in dem neuen System nur noch darum, Schritte zu gehen in eine Zukunft, die Niemand kannte. Es war eine bessere Welt, in die ich ging, weil ich nichts mehr in Schubladen steckte und meine Herzensstimme mich in jedem Augenblick zu meinem Selbst führte. Ich entdeckte die Welt. Dieses Mal mit meinem inneren Auge. Egal, was plötzlich vor mir stand: Ich betrachtete es mit den Augen der Liebe. Das Verrückte daran ist, dass mir gleichzeitig etwas gelang, wovor ich vorher Angst hatte. Ich konnte meinen Gedanken und allem anderen Grenzen setzen.

Ich erkannte, dass Liebe nichts mit „lieb sein“ zu tun hat, aber mit dem Leben aller anderen Werte. Seitdem gehe ich meinen eigenen Weg, liebe, was ich lebe, und lade auch andere Menschen in ein System ohne Schubladendenken ein. Es ist ein Leben, das in jedem Augenblick neu entdeckt wird. Es lässt Dich versöhnen, mit allem, was war und noch sein wird. Und das Wichtigste, das wiederkam: Ich lache wieder mehr. Liebe und Humor gehören zusammen, damit das Leben leicht werden kann. 

Ich liebe, was ich lebe, egal, was es ist. Das Gute aber ist, ich muss nicht mehr alles (mit)machen. Und noch ein Schluss-Satz meiner Herzensstimme: „Stecke vor allem Dein Selbst nicht in eine Schublade.“

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